Die verschiedenen Arten von Zahnersatz – kurz erklärt

Gehen ein- oder sogar mehrere Zähne verloren, ist der Schreck erstmal groß. Einige sorgen sich vielleicht, dass sie eine umständliche und unästhetische Prothese bekommen. Doch schon lange ist das nicht mehr notwendig.

Zahnersatz hat sich in den letzten Jahren enorm gewandelt. Durch neue Materialien und Behandlungsmethoden kann individuell auf die Bedürfnisse der Patienten eingegangen werden.

Um Ihnen einen Überblick über die Möglichkeiten zu geben, finden Sie hier eine kurze Beschreibung aller Behandlungsmöglichkeiten und ob diese für Sie geeignet sind.

52 Prozent der Deutschen haben Zahnersatz

Zahnersatz ist wahrscheinlich sehr viel verbreiteter, als Sie vielleicht denken. Etwa jeder zweite in Deutschland benötigt im Laufe seines Lebens mindestens einen neuen Zahn. Moderne Behandlungsmethoden ermöglichen ein so täuschend echtes Ergebnis, dass Sie einen Zahnersatz augenscheinlich nur schwer erkennen können. Insbesondere bei einem Zahnersatz durch Zahnimplantate lassen sich auf den ersten Blick keinerlei Unterschiede zu einem natürlichen Zahn erkennen. Heutzutage ersetzen moderne Zahnimplantate alles, bis hin zur Zahnwurzel.

Welche Lösung für den Einzelfall jedoch sinnvoll ist, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Dabei kann entscheidend sein:

  • Wie viele Zähne sind verloren gegangen?
  • Wie groß ist die entstandene Zahnlücke?
  • Existieren noch Nachbarzähne?
  • Wie steht es um die allgemeine Mundgesundheit?
  • Alter und Lebensweise des Patienten
  • Kosten und noch weitere Faktoren, die die Wahl beeinflussen

Nachfolgend finden Sie alle Möglichkeiten, ausgefallene Zähne zu ersetzen und eine Empfehlung für wen sich welcher Zahnersatz eignet.

Grundlegend unterscheidet man zwischen einer festsitzenden und herausnehmbaren Zahnersatzlösung, sowie dem kombinierten Zahnersatz. Bei diesem ist ein Teil der Zahnprothese fest verbaut und das Gegenstück bleibt herausnehmbar.

Festsitzender Zahnersatz

Patienten bevorzugen häufig die festsitzende Variante. Sie sieht nicht nur täuschend echt aus, sondern hat auch alle Funktionalitäten eines gesunden Zahnes. Sie kommt diesem durch Stabilität, Langlebigkeit und Ästhetik am nächsten. Die Kosten sind jedoch tendenziell höher, als bei einer herausnehmbaren Prothese. Zu den festsitzenden Lösungen zählen Kronen, Brücken, sowie moderne Zahnimplantate.

Zahnkrone

Kronen sind eine der bekanntesten Methoden, um einen Zahn wiederherzustellen. Dabei schleift man den beschädigte Zahn herunter und die Krone wird wie eine Haube auf den Rest des Zahnes aufgesetzt. Zahnkronen eignen sich besonders gut, wenn der Zahn des Patienten durch Karies oder einen Unfall zu stark beschädigt ist, um ihn durch eine Füllung wiederherzustellen.

Brücke

Brücken bieten sich als Ersatz an, wenn ein oder mehrere Zähne in einer Zahnreihe verloren gegangen und die Nachbarzähne noch vorhanden sind. Ersetzen kann man dadurch bis zu vier Zähne. Voraussetzung ist dabei, dass Nachbarzähne, auch genannt Brückenpfeilerzähne, vorhanden sind. Wichtig ist, dass die Zahnwurzel der Zähne intakt ist. Alternativ können die fehlenden Zähne auch durch Zahnimplantate ersetzt werden. Die Zähne werden abgeschliffen und die Brücke darauf gesetzt. So schließt man die Lücke und der Unterschied zu den natürlichen Zähnen lässt sich nicht erkennen.

Die Vorteile einer Brücke lassen sich mit der guten Ästhetik und der Langlebigkeit von bis zu 15 Jahren gut zusammenfassen. Eine Unverträglichkeit tritt dabei so gut wie nie auf, da bei den Materialen meist keine Metalle Verwendung finden.

Nachteile einer Brücke können Kariesbildung an den Brückenrändern, sowie der Knochenabbau der überbrückten Zahnlücke sein. Das Aufsetzen der Brücke erfordert ebenfalls das Opfern von gesunder Zahnsubstanz. Umfasst die Zahnlücke jedoch mehrere nebenstehende Zähne, verwendet man meistens eine andere Behandlungsmöglichkeit. Die Belastung der Brückenpfeilerzähne wäre in diesem Falle zu groß.

Zahnimplantat

Ein komplettes Zahnimplantat besteht aus drei Komponenten. Das Implantat, der Implantataufbau und die Krone. Ein Zahnimplantat kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn die natürliche Zahnwurzel abgestorben ist.

Implantate können als Ersatz für einen oder mehrere Zähne dienen. Im Extremfall können Implantate auch alle natürlichen Zähne ersetzen. In manchen Fällen muss vor dem Einsetzen des Implantates eine Behandlung zum Knochenaufbau erfolgen. Dies ist in den meisten Fällen notwendig, wenn eine Behandlung der Zahnlücke nicht umgehend stattfindet.

Weitere, ausführliche Informationen, finden Sie in unserem Artikel über Zahnimplantate.

Der Implantatkörper wird in einem chirurgischen Eingriff in den Kieferknochen eingesetzt und dient dort als künstliche Zahnwurzel. Darauf steckt der Implantataufbau und dient als Bindeglied zwischen Implantatkörper und der Krone. Diese ist der sichtbare Teil des Implantates, wie folgendes Bild veranschaulicht.

Aufbau Zahnimplantat

Herausnehmbarer Zahnersatz

Im Gegensatz zu dem festsitzenden Zahnersatz, lässt sich dieser eigenständig herausnehmen. Dies sorgt vor allem bei der Reinigung für einen hohen Komfort. Es kann sich dabei um eine Vollprothese oder Teilprothese handeln.

Vollprothese

Vollprothesen werden auch Totalprothesen oder schlicht “Gebiss” genannt. Die Vollprothese findet Verwendung, wenn der Ober- oder Unterkiefer gänzlich zahnlos ist. Der Halt wird durch ein genaues Anpassen an den Kiefer sichergestellt. Ein natürlicher Film aus Speichel zwischen Kiefer und Prothese sorgt für zusätzlichen Halt. Die Prothese besteht meist komplett aus Kunststoff, jedoch ist auch eine Prothese mit Zähnen aus Keramik möglich, welche widerstandsfähiger ist. Diese ist allerdings auch mit höheren Kosten verbunden.

Teilprothese / Klammerprothese

Wie der Name bereits vermuten lässt, ersetzt eine Teilprothese im Gegensatz zur Vollprothese nur einen Teil des Gebisses. Klammern befestigen die Prothese an den noch vorhandenen Zähen. Anders als bei einer Brücke opfert man hier keine gesunde Zahnsubstanz. Weitere Vorteile sind die vergleichsweise geringen Kosten, sowie die Möglichkeit im Bedarfsfall zu erweitern.

Großer Nachteil der Klammerprothese ist jedoch, dass Sie nicht die komplette Belastbarkeit eines gesunden Gebisses wiederherstellt. Ebenfalls ist sie relativ unpraktisch im Alltag. Zusätzlich können Halteklammern die bestehenden Zähne durch Überbelastung oder Abrieb beschädigen.

Kombinierter Zahnersatz

Zwei Gegenstücke der Zahnprothese ermöglichen hier einen festen Halt und leichte Pflege zu kombinieren. Ein fest verbautes Element im Kiefer, beziehungsweise des Gebisses, greift in ein Gegenstück am Implantat. Dieser Vorteil macht den kombinierten Zahnersatz ebenfalls sehr beliebt.

Teleskopprothese

Ähnlich, aber nicht zu verwechseln mit der Teilprothese, ist die Teleskopprothese. Fehlen mehrere Zähne nebeneinander, bietet sich diese Lösung besonders an. Einen festen Halt bekommt die Teleskopprothese dabei durch ein fest verankertes Element, genannt Primärkrone. Um diese jedoch einzusetzen, muss gesundes Zahnmaterial abgeschliffen werden. Das Gegenstück befindet sich in dem herausnehmbaren Teil der Zahnprothese. Einen sicheren Halt erreicht die Zahnprothese durch ein passgenaues Ineinandergreifen der beiden Elemente.

Vorteile dieser Variante sind die lange Haltbarkeit und die leichte Pflege. Die aufgesetzten Kronen sorgen auch für eine ausgeglichene Belastung der Pfeilerzähne, anders als bei einer Teilprothese. Jedoch muss auch bei dieser Zahnersatzlösung wieder gesunde Zahnsubstanz abgetragen werden und eine Kariesbildung am Kronenrand ist möglich.

Geschiebeprothese

Wie bei der Teleskopprothese wird auch hier eine Krone als festes Element verwendet. Auf der Innenseite der Krone befindet sich jedoch ein Element dass sich Matrize nennt. Das Gegenstück dieser Matrize befindet sich an der Zahnprothese selbst. Dieses Element nennt man auch Patrize. Durch Haftreibung zwischen den beiden Komponenten hält die Zahnprothese sicher im Kiefer.

Ein Vorteil der Geschiebeprothese ist das ästhetische Erscheinungsbild, sowie die sichere Verankerung. Jedoch ist auch hier das Abtragen von Material der gesunden Zähnen notwendig und Kariesbildung an den Kronen nicht auszuschließen.

Stegprothese

Soll die Prothese ein ganzes Gebiss ersetzen, kann man anstatt der herkömmlichen Vollprothese auch eine Stegprothese verwenden. Der fest verbaute Teil der Prothese ist dabei ein Metallsteg. Zahnimplantate verankern diesen im Kiefer und die Zahnprothese rastet auf dem Metallsteg ein. Dies sorgt für einen zuverlässigen Halt und ein Austausch der künstlichen Zahnwurzeln muss nicht mehr erfolgen. Eine leichte Reinigung sowie die gute Ästhetik machen diese Lösung zu einer guten Alternative zu der herkömmlichen Vollprothese ohne zusätzliche Befestigung.

Druckknopfprothese 

Ähnlich wie bei Druckknöpfen von Kleidung basiert dieses System auf einem Kugelkopfanker. Das Gegenstück wird dabei auf die Zahnwurzel eines toten Restzahnes oder auf ein eingesetztes Implantat gesetzt. Den herausnehmbaren Teil befestigt man dann durch ein Knopfsystem. Dadurch wird ein besseren Halt als bei einer Klammerprothese erreicht und die Zahnprothese ist durch eine leichte Pflege sehr praktikabel im Alltag.

Was kostet Zahnersatz?

Kosten für einen Zahnersatz können stark variieren. Das verwendete Material, die Versorgung, sowie das Honorar des Zahnarztes können die Kosten stark beeinflussen. Um die Kosten gut überblicken zu können, wird zu Beginn einer Behandlung, zusammen mit dem Zahnarzt, ein Heil- und Kostenplan erstellt.

Für Behandlungen, die speziell einen Zahn betreffen und sehr häufig vorkommen, kann eine ungefähre Preisspanne angegeben werden.

  • Zahnkrone (je Zahn) 600 bis 1.250 €
  • Brücke (je überbrückter Zahn) 1.300 bis 2.100 €
  • Implantat (je Zahn, exklusive Knochenaufbau) 1.000 bis 2.000 €

Sind mehrere Zähne betroffen oder muss der Arzt vor dem Einsetzen des Zahnersatzes erst Voraussetzungen durch Implantate oder Kronen schaffen, wird die Behandlung und somit auch die Kosten sehr individuell. Eine Preisspanne anzugeben wäre hier nicht zielführend. Eine Kostenberatung durch einen Zahnarzt kann hier Klarheit schaffen.

Was zahlt die Krankenkasse?

Zuschüsse der Krankenkasse sind seit 2005 durch das so genannte Festzuschusssystem geregelt. Dabei bemisst sich die Höhe der Erstattung auf der Grundlage des im Heil- und Kostenplan festgestellten Befundes und deckt seit Oktober 2020 circa 60 Prozent der Regelversorgung ab. Als Regelversorgung bezeichnet man die empfohlene Behandlung seitens der Krankenkasse. Diese kann sich durchaus von den individuellen Ansprüchen an den Zahnersatz unterscheiden.

Ist die empfohlene Behandlung der Krankenkasse beispielsweise eine Brücke, Sie bevorzugen jedoch lieber ein langlebiges Zahnimplantat, so bezuschusst die Krankenkasse jedoch nur in Höhe des Festzuschusses für eine Brücke.

Der Zuschuss der Krankenkasse erfolgt im Regelfall erst nachträglich. Aus diesem Grund rechnet der Arzt die Behandlung auch anders ab im Gegensatz zu reinen Kassenleistungen. Grundlage hierfür bietet die Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ). In Dieser findet man einen generellen Grundbetrag für jede Behandlung. Der Arzt passt diesen Grundbetrag dann über einen Multiplikator an die Gegebenheiten an. Er kann beispielsweise durch erschwerende Umstände höher ausfallen, als bei einer unkomplizierten Behandlung. Generell gibt es aber auch regionale Unterschiede und verschiedene Zahnärzte können verschiedene Multiplikatoren ansetzen. Eine Aufklärung mit dem Zahnarzt kann hier im Vorhinein Klarheit schaffen.

Wie Sie bis zu 30 Prozent mehr von der Krankenkasse bekommen

Kontrolltermine beim Zahnarzt können sich im Hinblick auf die Kosten doppelt lohnen. Die meisten Krankenversicherungen bieten das Ausfüllen eines Bonusheftes an. In diesem werden die Termine beim Zahnarzt dokumentiert. Ist das Heft gepflegt, kann der Zuschuss bis zu 30 Prozent höher ausfallen. Die regelmäßige Kontrolle verringert also nicht nur das Risiko, Zahnersatz in Anspruch nehmen zu müssen, sondern sorgt auch dafür, dass die finanzielle Selbstbeteiligung im Eintrittsfall deutlich geringer ausfällt.

Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass dieser Artikel keine individuelle Beratung mit einem Zahnarzt ersetzt.

Sie sind Patient und auf der Suche nach dem passenden Zahnersatz und Behandler, dann helfen wir Ihnen gerne weiter und finden genau den passenden Zahnersatz für Sie.

2 Kommentare zu „Zahnersatz“

  1. Vielen Dank für diesen informativen Beitrag. Da ich bald mehrere Zahnimplantate aufgrund von Kariesbefall bekomme, ist es gut zu wissen, wo die generellen Unterschiede liegen. Insbesondere die Pflege des Zahnersatzes ist für mich wichtig. Schließlich soll eine gewisse Langlebigkeit garantiert bleiben.

  2. Ich brauche wahrscheinlich auch einen Zahnersatz. Daher wollte ich mich vorher mal über die Möglichkeiten erkundigen. Ich hätte nicht gedacht, dass 52 Prozent der Deutschen einen Zahnersatz haben. Dann bin ich ja nicht so alleine mit dem Problem.

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